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Rennbericht von Eberhard Janzen von der Tour Transalp 2013

Die Entscheidung an der Tour Transalp zusammen mit Stefan Keppler teilzunehmen war schnell gefällt, nachdem mich Tobias Ganzmann Ende November gefragt hat. Was da auf mich zu kommt war jedoch nicht klar…:-)Vor dem Ernstfall kommt jede Menge Training und das hat Tobias in seiner sehr umsichtigen Art sehr gut auf meine vorhandenen Möglichkeiten mit seinem Trainingsplänen abgestimmt. Neben einem Trainingslager auf Mallorca waren jede Menge Intervalle auf den Fahrten von und zur Arbeit angesagt, die tw auch nach einem 10h Arbeitstag noch zu absolvieren waren. Insbesondere bei dem diesjährigen Wetter nicht immer einfach – aber es musste halt sein. Ab Mai starteten dann die Rennen zur Vorbereitung mit unterschiedlichem Erfolg… Tw waren diese bei strömendem Regen und 5°C wahrlich kein Zuckerschlecken… aber am Ende sicherlich ein guter Teil des Erfolgs…
Mit Rat und Tat von Tobias stieg die Form langsam an und ab Juni nahmen die Vorbereitungen immer konkretere Formen an. Die Spannung stieg und die Nächte wurden unruhiger… War ich gut genug vorbereitet – wie anstrengend ist es eine Woche im Renntempo unterwegs zu sein usw. Die Tour kam näher und leider wurde ich eine Woche vor der Tour unterrichtet, dass Tobias einen schweren Unfall bei einer Trainingsfahrt hatte. Wir alle waren unglaublich erleichtert als wir erfahren habe, dass die schweren Verletzungen unter dem Strich wie durch ein Wunder kaum bleibende Schäden hinterlassen werden und er gute Chancen hat, weiter seinem gewohnten Leben nachzugehen…
Jetzt galt es jedoch die Dinge umzuorganisieren einen Ersatz für ihn zu finden sowie eine zusätzliche Übernachtung für den Vorabend der Tour….Alles lief gut und so sind wir am Samstagnachmittag Richtung Sonthofen gestartet… Gerade noch rechtzeitig haben wir die Einschreibung hinter uns gebracht und fuhren zurück zum Hotel…
Nach einer etwas unruhigen Nacht und einem kurzen Einfahren wurde die erste Etappe pünktlich um 10:00 bei noch erträglichen Wetterbedingungen gestartet: Die ersten 75km ging es weitestgehend eben vorwärts – allerdings war es aus dem letzten Startblock eine ziemlich mühsame Angelegenheit. Wir sind trotzdem gut vorangekommen. Am ersten Berg, ging es mir jedoch immer schlechter. Vor lauter Aufregung und Hektik hatte ich im Verlauf der Etappe wahrscheinlich zu wenig getrunken und gegessen. Hinzu kam die Tatsache dass es immer kälter und feuchter wurde. Der Puls sackte in den Keller und das Dilemma war da… Erst nachdem ich am zweiten Berg ein Koffeingel von Stefan zu mir genommen hatte ging es wieder. Leider hatte ich in der letzten Abfahrt noch einen Platten was noch mehr Zeit gekostet hat… so sind wir unter ferner liefen angekommen was neben dem Wetter echt frustrierend war.

Am Morgen der zweiten Etappe ging vom Wetter her gar nichts. Nachdem diese bereits aufgrund Sperrung der Bieler Höhe deutlich verkürzt wurde, musste sie am Ende wegen Schneefalls komplett abgesagt werden. Wir sind am Ende somit nur von St. Anton nach Imst im leichten Regen gerollt. Mit dem Auto ging es wieder zurück nach Landeck zum Hotel und der Rest war Erholung im Hotel.

Am Dienstag ging es pünktlich um 9:00 bei nasser Strecke auf zur nächsten Etappe von Imst nach Zernez. Insbesondere die Abfahrt von der Pillerhöhe war sehr knifflig, da sehr nass, rutschig und kalt. Ab Prutz war es trocken und wurde im Verlauf der Etappe immer wärmer. Ich selbst wurde etwas entspannter und so gingen die kommenden Berge auch deutlich besser als zuvor. Am Schluss ging es im Affenzahn die letzten 15km in einer tollen Gruppe vorwärts und wir kamen bei erträglichen Temperaturen und vor allem auch endlich mal trocken in Zernez an. Wir konnten uns deutlich verbessern und waren unserem Ziel die TOP50 in der Altersklasse zu erreichen ein ganzes Stück näher gekommen. Unklar war wie es am nächsten Tag weitergeht, da mit dem Stilfser Joch ein Berg mit einer Höhe von über 2.700m gefahren werden sollte. Erst 20 min vor dem Start war klar – ja die Etappe wird so gefahren wie geplant – ich war gespannt, denn es galt fast 4000Hm und über 136km zu bewältigen: Schon beim Losfahren habe ich gespürt dass es besser ging und das hat sich auch bestätigt. Leider ging es bei Stefan eher schlechter und wir hätten mit mehr Teamwork die Etappe gemeinsam besser bewältigt. Hier hat sich gerächt, dass wir vorher nicht gemeinsam trainiert und nicht klar festgelegt haben, wie wir mit so eine Situation umgehen. Nach einer Runde Klartext am Abend haben wie die Strategie für das Fahren der nächsten Tage festgelegt. Die Fahrt aufs Stilfser Joch und insbesondere der Ausblick von den oberen Serpentinen ins Tal war unglaublich. Die Rampen sind gut zu fahren und insbesondere durch die vielen Serpentinen gibt es immer wieder eine Entlastung für die geplagten Beine. Die Abfahrt war wieder A-kalt und durch die Tunnel nicht ganz ohne und nach einer kurzen ebenen Passage ging es schon in die nächsten Berge. Der Passo Foscagno war zum Glück gut zu fahren allerdings haben wir beim Passo d`Eira ziemlich Gegenwind gehabt und wir waren beide happy als es endlich runter nach Livigno ging. Geholfen hat auch die Sonne und wir konnten den restlichen Nachmittag in der Sonne auf der Hotelterrasse geniesen. Das war auch gut so, denn die nächste Etappe sollte es in sich haben…

Nach einer unruhigen Nacht und keinem guten Gefühl beim Losfahren ging es die ersten beiden Pässe hinauf. Das Wetter war soweit erträglich zwar kühl aber trocken und nach 70km ging es ansatzlos in den Mortirolo. Ein echt brutaler Anstieg mit Rampen bis zu 20% vor allem auf den ersten 3,5km. Es war für mich tw kaum zu treten ( manchmal ging es nur mit 5km vorwärts) und ich habe echt gelitten. Zwischendurch war ich kurz vor dem Laufen doch Stefan hat mich motiviert weiterzumachen. In diesen steilen Stücken kam er deutlich besser zurecht als ich. Aber irgendwann war auch dieser Berg geschafft und wir waren oben. Über eine sehr schönes Panorama ging es auf der Hochebene weiter und dann in die Abfahrt. Diese hatte es echt in sich, da die Straße eng mit vielen Löchern und Schotter in den Serpentinen ausgestattet war. Am Ende waren noch 400Hm zu bewältigen, was auf dem Papier nicht so brutal aussieht. Allerdings war ich wahrscheinlich schon so kaputt, dass ich nur mit Hängen und Schwindel sowie der Schiebehilfe von Stefan am Ende oben ankam. Es blieben noch 2 Etappen und ich war echt frustriert über das Ende der Etappe.. In der Nacht musste ich nochmals reflektieren und kam zum Schluss, dass es die beiden letzten Etappen einfach besser sein mussten..

Beim Aufstehen am nächsten Morgen, konnte ich das Gefühl wieder abrufen und ich habe mich insbesondere auf den Passo Tonale gefreut. Den bin ich schon 2010 mit dem MTB sehr gut hochgekommen, insoweit sollte es auch mit dem Rennrad klappen. Stefan ging es allerdings nicht ganz so gut und so konnte ich ihm einiges vom Vortag zurückgeben. Das Wetter war bescheiden und fast die ganze Etappe war feucht und sehr kalt. Leider hatten wir auf dem Verbindungsstück von Fucine nach Rumo einige Fahrer in der Gruppe, die eher gebremst haben um die Geschwindigkeit niedrig zu halten. Neben dem Brezer Joch ging es am Schluss über den Mendelpass in die Abfahrt. Es wurde immer nebliger und es war nicht vorstellbar, dass wir Ende Juni bei diesen Temperaturen in einer Weinbau und Obstregion ankommen sollten. Entschädigt hat uns am Ende das doch deutlich wärmere Klima und ein wunderschönes Hotel direkt am Kalterer See. Auch in der Gesamtwertung kamen wir dem Platz 50 mit jedem Tag näher. Es war allerdings noch ein großes Stück Arbeit und für die Abschlussetappe fast nicht zu bewältigen….

Am Samstag beim Aufwachen habe ich mich schon wohl gefühlt und bin voll motiviert losgefahren. Neben einem längeren Pass waren noch 3 kleinere Anstiege zu bewältigen. Am Anfang der ersten Abfahrt haben wir eine schnelle und harmonische Gruppe erwischt und die lange Abfahrt nach Ponte Arche hat enormen Spass gemacht. Tw ging es in einem Affenzahn vorwärts und auch nicht zuletzt aufgrund der Temperaturen um 20 Grad war es ein richtiger Genuß. Ich habe mich richtig gut gefühlt und konnte Stefan wieder einiges in den Anstiegen zurückgeben. Am Ende war auch der letzte Pass bewältigt und es blieb nur noch die sehr schöne Abfahrt nach Arco. Das Überfahren der Ziellinie kurz vor Arco und die Emotionen, die mich überwältigt haben, waren nicht zu beschreiben.

Was bleibt ist ein sehr emotionsgeladenes Event mit der ganzen Palette dessen was Rennradfahren ausmacht und dem Eindruck es geschafft zu haben, das vorgenommene Ziel zu bewältigen. Auch wenn wir am Ende unser Ergebnis mit Platz 52 knapp verfehlt haben, bleiben viele sehr emotionale und unvergessliche Eindrücke.

Ein besonderer Dank gilt nicht zuletzt Marcel Kittelmann, der uns mit viel Unterstützung, täglichen Massagen und Tipps sowie vielen kleinen und großen Gesten sowie Hilfen während der Tour unterstützt hat. Auch mit Stefan, den ich vorher kaum gekannt habe, die Tour zu fahren war eine gute und sehr schöne Erfahrung.

Allen, die Spaß am sportlichen Fahren haben, kann ich ein solches Event nur empfehlen – die Strapazen sollte man allerdings nicht unterschätzen…